Zu Hause bei Otto Waalkes

Homestory & Interview mit Otto Waalkes

Otto Waalkes hat mich in sein Haus in Hamburg-Blankenese eingeladen. Und dieses Mal durfte ich einige Fotos machen…  Es musste natürlich alles schnell gehen, denn Otto kann nicht lange still sitzen oder stehen.

Für alle, die das Interview interessiert, hier die ungekürzte Fassung…

Wann ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie ein außergewöhnliches Talent haben?

Otto Waalkes: Ich weiß nicht, ob das ein außergewöhnliches Talent ist. Ich war nur allein auf weiter Flur mit meiner Unbeholfenheit. Ich habe versucht, ernsthafte Musik zu machen. Dabei ist mir in den kleinen Clubs immer das Mikro runtergefallen. Ich hab mich dann entschuldigt. Es ist bis heute bei den Entschuldigungen geblieben. Etwas Besonderes entdeckt an mir hab ich nie. Ich war schon im Kindergarten als kleiner Schauspieler tätig. Ich musste in der Gemeinde so kleine Vorführungen machen. Da wollte ich immer glänzen. Ich war ja immer so zwergenhaft, so klein. Wahrscheinlich hatte ich das Bedürfnis, diesen Fehler zu kompensieren und da ich musikalisch und auch im Zeichnen gut war, hat mir das sehr geholfen.

Wollten Sie immer berühmt werden?

Otto Waalkes: Ja, das wollte ich immer gern. Ich hab früher auch ein Kasperle-Theater im Garten gehabt. Zu meinen Vorführungen kamen ganz viele Kinder. Ich war deshalb schon als kleiner Junge bekannt. Da genießt man gewisse Privilegien: Man bekommt mal einen Apfel. Oder die Mädchen grüßen einen plötzlich auf der Straße. ‚Da ist Otto!’ Das war ein schönes Gefühl. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Wann haben Sie die Vorliebe zur Malerei entdeckt?

Otto Waalkes: Ich hab schon als kleines Kind gern gezeichnet. Mein Vater war Malermeister. Auf die Rückseiten seiner Tapeten hab ich immer Sachen gemalt. Ich hab sogar auch mal bei einem Malwettbewerb teilgenommen. Später habe ich dann Kunst in Hamburg studiert und wurde mit der klassischen Malerei vertraut. Da gab es eine Weiterentwicklung. Und seit ein paar Jahren male ich wieder mehr, hab ein kleines Atelier bei mir zuhause eingerichtet. Udo Lindenberg war es auch, der mich dazu motiviert hat: ‚Mach doch! Du kannst das. Die Leute mögen Dich.’ Da hab ich gesagt: ‚Okay, Udo, wenn Du meinst, dann mach ich das.’

Sehen Sie selber wie genial Sie malen?

Otto Waalkes: Genial nun nicht. Es macht mir einfach Spaß, die Techniken anwenden zu können, vor allem die der alten Meister. Ich verbinde das mit meinen modernen Techniken. Und ich bringe eine kleine ottifantöse Richtung mit hinein. Das Ganze dann immer mit einem kleinen Augenzwinkern.

Aber Sie wissen schon, dass Sie sehr, sehr gut malen können….?

Otto Waalkes: Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin zufrieden, wenn mir etwas gelungen ist, z. B. bestimmte Stoffe wie Blech oder Stoff gut herauszuarbeiten. Manchmal ist es auch Glück. Mir macht es Spaß, verschiedene Stilrichtungen auszuprobieren. Und es funktioniert ganz gut. Die Leute kaufen meine Bilder. Das macht mich sehr glücklich.

Wie können Sie am besten entspannen, neben dem Malen?

Otto Waalkes: Ich spiele gern Gitarre, setze mich in die Ecke, das ist für mich meditativ, hab auch eine kleine Gitarrenecke, zeichne zwischendurch einen Ottifanten, nehme wieder die Gitarre. Und dann geh ich raus in den Garten, trinke Ostfriesentee. Es geht mir sehr gut. Ich fühl mich sehr wohl.

Haben Sie Angst, dass Sie irgendwann einmal etwas nicht mehr so gut können?

Otto Waalkes: Ja, die hab ich immer schon gehabt. Von klein auf. Auch als es damals los ging mit ‚Otto’. Da hab ich immer gesagt: ‚Na, ob das gut geht und die Seifenblase nicht zerplatzt…’ Aber so lange es geht, freue ich mich darüber. Ich habe ja immer noch andere Möglichkeiten…

Welche?

Otto Waalkes: Man kann auch noch Lieder komponieren, sportlich tätig sein, und mit Tennis kann ich vielleicht auch das eine oder andere Mittagessen gewinnen…

Kennen Sie noch Lampenfieber?

Otto Waalkes: Immer. Ich bin immer aufgeregt, vor jedem Auftritt, egal, ob in kleinen oder großen Hallen. Aber ich denk dann immer: Da ist Publikum, das hat bezahlt, das will dich sehen und es kommt mit einer großen Erwartungshaltung. Die zu erfüllen, bereitet mir immer sehr viel Lampenfieber. Aber wenn ich da zu relaxt rangehen würde, würde vielleicht auch die Spontanität flöten gehen.

Wie versuchen Sie, sich zu beruhigen?

Otto Waalkes: Ich setze mich kurz allein irgendwohin. Und ich geh auf Toilette, obwohl ich gar nicht muss, aber setz mich dort auch kurz hin. Und dann bin ich beruhigt. Das reicht schon.

Was war die lustigste Panne, die Sie mal hatten?

Otto Waalkes: Oh, Pannen sind ja immer lustig. Zum Beispiel als ich mal in Stuttgart aufgetreten bin. Das war im Winter, da war es so kalt und ich hab in der Pause einen Grog getrunken. Der hat mich dann allerdings ein bisschen betrunken gemacht. So dass ich den Scherz, mit dem ich abgetreten bin, am Anfang der zweiten Hälfte noch mal gemacht habe. Und dann Totenstille beim Publikum. Und ich dachte: ‚Oh Gott, was ist denn jetzt los?’ Das fand ich sehr peinlich….

Sie haben so viel erreicht, was wünschen Sie sich noch?

Otto Waalkes: Ich wünsche mir, dass ich das noch lange weitermachen, noch mehr machen kann. Tolle Filme, an denen ich beteiligt sein kann. Dass ich im Showbusiness noch weiter Spaß haben und ich auch gesundheitlich alles durchstehen kann.

Gibt es etwas an Ihnen, worüber Sie sich selbst manchmal ärgern?

Otto Waalkes: Naja, es ärgert mich schon, wenn ich für bestimmte Texte, die ich lernen muss, etwas länger brauche. Aber das muss wohl so sein mit zunehmendem Alter. Es geht alles nicht mehr so schnell.

Gibt es irgendetwas in Ihrem Leben, das Sie bereuen?

Otto Waalkes: Ja, ich bereue, dass ich ein Angebot von Ingrid Steeger, als sie noch bei ‚Klimbim’ war, nicht wahr genommen habe. Da hatte sie mir ihre Telefonnummer durch die Tür vom Hotelzimmer durchgeschoben.

Wirklich?

Otto Waalkes: Ja, die fand ich immer toll. Was mich noch ärgert: dass ich mich um meine erste Frau zu wenig gekümmert habe, sie so wenig von mir hatte, weil ich durch den Beruf so viel unterwegs war. Und dass ich auch bei meiner zweiten Frau wenig Zeit hatte und sie auch so wenig Zeit hatte. Dass man sich nicht mehr Zeit füreinander gelassen hat. Aber da kann man nichts machen, das bringt der Beruf leider mit sich. Ob der Künstlerberuf ehetrauglich ist, weiß man nicht. Aber ich habe ja bislang zwei Ehen erfolgreich abgeschlossen. Trotzdem: Wie oft soll ich denn noch heiraten? Wie viele Frauen soll ich denn noch glücklich machen?

Aber trotzdem möchten Sie es wieder versuchen?

Otto Waalkes: Ja, ich möchte es immer wieder versuchen. Heiraten ist das Schönste, was es gibt. Liebe ist holadihidi!

Was war Ihr traurigster Moment?

Otto Waalkes: Traurig waren die Trennungen und als meine Eltern gestorben sind. Sie sind im Abstand von zwei Jahren verschieden. Und das hat mich traurig gemacht. Sehr traurig. Da denke ich heute immer noch dran. Die hatte ich sehr, sehr lieb. Aber sie waren weit über 80, also alles in Ordnung. Trotzdem schmerzt es mich, weil ich sie sehr vermisse. Wir, meine Eltern, mein Bruder und ich hatten immer ein sehr, sehr gutes Verhältnis.

Hat Ihr Bruder auch versucht, künstlerisch tätig zu sein?

Otto Waalkes: Nein, er hat mich aber sehr beeinflusst, er war immer sehr kritisch mit meinen Sachen, hat mich immer unterstützt und auch kritisiert. Als ich mit 14 in einer Band gespielt habe, kam er immer an, sozusagen als Erziehungsberechtigter und hat auf mich aufgepasst. Er ist auch unglaublich schlagfertig. Mein Bruder war immer ein großes Vorbild für mich.

Von wem haben Sie Ihr künstlerisches Talent geerbt?

Otto Waalkes: Von beiden Elternteilen. Der Vater war sehr humorvoll, die Mutter eher konzentriert, religiös. Und das passte natürlich sehr gut. Da haben wir immer viel Spaß gehabt.

Was waren die lustigsten Begegnungen mit einem Fan?

Otto Waalkes: Als in Schwaben ein Vater zu seiner Tochter sagte: ‚Schau mal, da ist der Sidle’. Und einmal kam ein kleiner Junge auf mich zu und sagte: ‚Ich hab all Deine Filme gesehen! – Alle scheiße!’

Worüber können Sie am meisten lachen?

Otto Waalkes: Gute Reime, gute Scherze, wenn man über mich lacht. Über mich selbst kann ich auch sehr gut lachen. Ich finde mich verdammt komisch. Es gibt Scherze, die ich ausprobiere, bei denen die anderen fragen: ‚Was ist denn daran lustig?’ Es gibt Freunde, die bestimmte Scherze eben nicht mögen. Aber das stört mich nicht. Ich teste alles aus. Ich bin ja kein Witze-Erzähler, sondern eher Parodist und Unterhaltungskünstler.

Was war die witzigste Anmache von einer Frau, die Sie je bekommen haben?

Otto Waalkes: ‚Ich würd’ Dich ja noch auf den Kaffee mit rauf bitten, aber leider wohne ich im Erdgeschoss.’

Warum sind Sie noch nicht wieder liiert?

Otto Waalkes: Ich bin ja auf dem Weg. Ich gucke und suche immer. Ich finde noch nicht die Richtige. Es ist nicht so einfach. Die muss ja auch zu mir passen. Die muss mich mögen, mich verstehen, viel, viel Zugeständnisse machen. Ich dann natürlich auch. Ob es dann funktioniert, weiß man nicht. Aber probieren will ich es immer wieder.

Glauben Sie, dass Sie als Partner schwierig sind?

Otto Waalkes: Ja, kann schon sein. Sonst hätten es die Frauen mit mir länger ausgehalten. Der Beruf ist so schwierig. Ich als Mensch eigentlich nicht. Ich steh morgens auf, wasch mich, zieh mich an und dann geh ich nach Hause.

Sind Sie eifersüchtig?

Otto Waalkes: Nein, Eifersucht hat in einer Liebe nichts zu suchen. Dann freut man sich, wenn der Partner sich freut und glücklich ist. Egal, in welcher Situation, egal wie. Das ist ganz schwierig zu verstehen, aber danach hab ich immer gelebt.

Vergleichen Sie jede neue Kandidatin mit Ihrer letzten Frau Eva?

Otto Waalkes: Nein, das ist abgeschlossen, ich schau immer nach vorn. Ich schau nie zurück, das macht nur wehmütig. Ich hab ja auch schöne Zeiten mit all meinen Frauen verlebt, die möchte ich nicht missen.

Wie muss die nächste Frau Waalkes in jedem Fall sein?

Otto Waalkes: Weiblich, lieb und verständnisvoll, zärtlich und aufregend, witzig. Sie muss mich zum Lachen bringen, mich finanzieren, mich unterhalten.

Aber die Frau sollte Sie ansprechen?

Otto Waalkes: Nein, ich kann sie auch ansprechen. ‚Hallo, wie geht’s? Finden Sie mich gut?’ Das ist egal. Aber ich bin ja eher zurückhaltend, schüchtern, würde nie die Initiative ergreifen. Deshalb wäre es wohl besser, wenn Sie den ersten Schritt macht. Aber nur am Anfang. Später bin ich nicht mehr zu halten: stürmisch, mit Geschenken, mit Zuwendung. Aber so weit muss es erst mal kommen. Das ist nicht einfach.

Sind Sie als Prominenter vorsichtiger bei neuen Bekanntschaften, weil Sie nie wissen, ob sie Sie mögen oder nur den Star?

Otto Waalkes: Ja, es ist nicht leicht, zu unterscheiden, nicht nur bei Frauen, auch bei Männern. Es ist schon schwer, jemanden kennenzulernen, der dich nicht nur mag, weil Du berühmt bist oder weil Du viel Geld hast – eventuell. Deswegen finde ich mich mit dem ab, was mir gerade so über den Weg läuft, was nicht schnell genug auf den Bäumen ist.

Viele prominente Männer über 60 haben eine junge Frau.

Otto Waalkes: Wo sind die? Gib mal die Adresse.

…und werden noch mal Vater. Könnten Sie sich das auch vorstellen?

Otto Waalkes: Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, wie das ist, wenn das Kind Abitur macht – und ich bin 105…

Sie haben ja schon einen großen Sohn. Wie muss man sich Otto als Vater vorstellen?

Otto Waalkes: Da musst du den Sohn mal fragen. Er mag mich ganz gern. Wir verstehen uns sehr gut und machen auch viel zusammen. Wir haben immer sehr viel Zeit miteinander verbracht.

Haben Sie mit ihm jemals richtig geschimpft?

Otto Waalkes: Nein, ich vertrete ja die antiautoritäre Erziehung. Ab und zu hat er mit mir geschimpft. Ich bin ja selbst noch nicht erwachsen.

Können Sie generell nicht laut werden?

Otto Waalkes: Nein, das kann ich nicht. Ich kann laut singen und lachen. Das kann auch bedrohlich sein. Oder ich lege eine Heino-Platte auf.

Wie streiten Sie?

Otto Waalkes: Ich streite eigentlich sehr selten. Bin auch nicht streitsüchtig. Wenn mich wirklich mal etwas aufregt, dann werde ich kurz laut. Und dann war’s das. Dann umarmt man sich wieder und hat sich lieb.

Wie ist das Verhältnis zu Ihren Ex-Frauen?

Otto Waalkes: Sehr positiv. Sie melden sich kaum noch.

Sie haben ja einen sehr eigenen Mode-Stil…

Otto Waalkes: Ja, die Kappe hab ich selbst kreiert. Und auch sonst. Ich habe mir das alles selbst ausgesucht. Weite Hosen vor allem. Gemütlich muss es sein. Ich mag keine engen Sachen. Let him swing.

Haben Sie Angst vorm Altwerden?

Otto Waalkes: Man kann doch froh sein, wenn man ein gewisses Alter erreicht. Es gibt noch viele Künstler, die auch noch im hohen Alter erfolgreich auf der Bühne stehen, wie z. B. Udo Lindenberg oder Peter Kraus. Ich hab allerdings schon viele gute Kameraden verloren. Udo Jürgens werde ich z. B. sehr vermissen.

Sie haben einen sehr engen, alten Freundeskreis…

Otto Waalkes: Ja, der reduziert sich aber dann mit den Jahren. Nach so langer Zeit weißt Du, wer es ernst mir Dir meint, wer ehrlich ist, wem Du vertrauen kannst.

Haben Sie deshalb kaum neue Freunde?

Otto Waalkes: Ich bin schon offen, aber man wird so oft enttäuscht. Man spürt, wenn jemand nur mit Dir zusammen ist, weil du bekannt bist oder man gewisse Privilegien genießt. Deswegen bin ich mit den Leuten, mit denen ich schon 30 oder 40 Jahre befreundet bin, immer noch zusammen. Da zeichnen sich wahre Freunde aus. Und es gibt nur so zwei, drei, denen ich wirklich alles anvertraue.

Fühlen Sie sich manchmal einsam?

Otto Waalkes: Nein, nie, auch nie gelangweilt. Weil ich immer etwas zu tun habe. Ich spiele Gitarre, male, kann mich vertiefen. Einsam bin ich nie. Ich wäre gern mal einsam, aber das gelingt mir irgendwie nie. Immer ist irgendjemand da. Wenn es kein Auftritt ist, dann ist irgendetwas anderes. Ich kann nicht so richtig abschalten. Das ist das Schwierige an dem Job.

Wann kommen Ihnen die besten Ideen?

Otto Waalkes: Das kann man nicht so genau sagen. Morgens ist gut. Abends aber auch. Und mittags!

Verstecken Sie sich manchmal hinter einer lustigen Fassade?

Otto Waalkes: Nein. Ich bin ja wie ich bin. Das würde man ja nicht lange durchhalten, wenn man sich immer verstellen würde. Es gibt keine Fassade. Deswegen funktioniert das alles auch schon so lange. Die Kinder sind die kritischsten. Wenn sie kommen und sehen, dass du der Sid bist, dann ist das ganz toll.

 

Interview und Fotos: Daniela Grunwald

 

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